/R.G.
Bestatter. Familienvater.

Das chan einersits religiös si. Es gitt Religione, wo zum Biispiil klar isch, das mer Totewach macht. Es git au Ritual wo mer Totewach macht. Es gitt ja au die sogenannte Klageweiber, das isch eso us de alte überliferete Gschicht vo Fraue, wo würklich – eigentlich da sind defür, dass de Verstorbeni z’bebriegge, wo, wo schreied und briegget und… und das sind die Forme, wo, wos halt wie brucht – um dänn chönne loslah. Mir sind hüt inere Zit, wo mir eigentlich relativ schnell – au über euses Empfinde her gar nöd gfröget wird – sondern d’Abhandlig id Wäg gleitet wird. Es Bispil : Es lütet öpper am Notfallarzt a : «sie, ich glaube mit mim Maa stimmt öppis nöd.» Dä Notfallarzt chunnt, stellt de Tod fescht, hät villicht no mitem Huusarzt chönne telefoniere, dä seit «ja, min Patient isch Herzchrank gsi.» Dänn macht de Notfallarzt es Chrüzli ‹natürliches inneres Geschehen› und seit : «ich tuen grad organisiere, dass ihre Maa abgholt wird.» – Die Frau hät aber villicht no gar nöd realisiert, dass dä Maa gstorbe isch… jetzt organisiert dä, dä Notfallarzt, mir chömed als Bestatter, zwei Stund spöter und nämed ihre dä, dä Maa wäg und am Schluss isch dä Maa irgendwie – si weiss gar nöd emal, wie ihre Maa zum Huus us cho isch. Drum für mich isch au dete e gwüssi Sensibilität, wänn öpper seit : «Jesses, sind sie scho da.» Denn ghör ich scho *reibt sich die Finger am Ohr* «huch, aber sie wänd nonig min Maa hole.» Und dänn gahn ich i dere Form druff i und säge : «Möchted si ihre Maa nochli bhalte, will das dörfed si.»… «Ja, wüssed si, min Sohn dä isch vo Genf und dä isch erscht jetzt underwägs und de wett de Bappe au no gseh.» Und dänn säg ich : «Das isch i der Ornig. Ich gib ihne mis Chärtli. Sie chönd mir alüte, wänns sowit isch. Oder mir tuend dänn mitenand wider en neue Termin abmache.» – Aber suscht lauft halt alles sehr rational ab. – Dänn gits natürlich ebe au, au halt Glaubensgmeinschafte, wo zum Biispiil säged, de Körper isch miteme Silberfade verbunde mit jedere Zälle – und – dä dörf nöd gchüehlt werde, suscht chan sich de Silberfade nöd ablöse. Also muess die Person 48 Stund Zimmertemperatur quasi die Wohnig blibe, dass de Silberfade sich vo jedere einzelne Zälle sich chan ablöse. Und erscht dänn, dörfed mir ihn quasi go hole. Es git verschideni Gründ. Zit zum Abschied näh. – Früehner isch das halt no ehnder – so imme Dorf isch das villicht hüt nochli so –bhaltet mer s’Verstorbnig und denn chunnt s’Dorf go Abschied näh. Das isch inere Grossstadt wie Züri – das isch so anonym, das, das macht mer nümme. Im Gegeteil, det hät mer ehner s’Gfühl «was, jesses jetzt bringed die en Sarg hei ? Das gitts doch nöd !» Oder will mer dörfti ja s’Verstorbnige dörft mer ja au hei näh. Aber vill Lüt geniered sich au so quasi dass de Nachber jetzt gseht, das me de toti Maa heibringt, oder. Und das isch – das hät sich halt au vode Ritual hät sich das halt scho au sehr veränderet, oder. Aber es hät eifach au demit ztue, dass me nöd sofort öpper muess hergäh. Das au öpper dörf halt au nochli a dem Ort si, wo er gsi isch, oder.
«Mir sind hüt inere Zit, wo mir eigentlich relativ schnell [ … ] d’Abhandlig id Wäg gleitet wird. Es Bispil : Es lütet öpper am Notfallarzt a : ‹sie, ich glaube mit mim Maa stimmt öppis nöd.› Dä Notfallarzt chunnt, stellt de Tod fescht. [ … ] Dänn macht er es Chrüzli ‹natürliches inneres Geschehen› und seit : ‹ich tuen grad organisiere, dass ihre Maa abgholt wird.› – Die Frau hät aber villicht no gar nöd realisiert, dass dä Maa gstorbe isch…»

Antworten der anderen Personen

/M.F.
Pflegeexperte am Komptenzzentrum Palliative Care

«Dä Tod isch ja öppis völlig Irrationals. Die meischte Lüt chönd sich das nöd eso konkret vorstellä, was dä Tod eigentli isch. Und wänn Sie öppert chönd ufbahre, und dä Lichnahm länger präsent isch – dänn händ Sie erschtens mol vill Zit mit däm Lichnam zverbringä, sich vo däm z’verabschidä und dä Tod wird wortwörtlich begriffbar.»

Antwort lesen